Wintererlebnis auf der Ochtum

 

 

 

Die Pandemie bringt Einschränkungen, einer meiner Fluchtorte in diesem Winterhalbjahr ist der Ochtum-Rundkurs. Wohl zum 20.mal starte ich nach frostigen Tagen bei sonnigem Wetter beim Wartumer Kanuverein, ohne Strömung im Uhrzeigersinn.

 

Richtung Flughafen haben sich dünne Eisflächen gebildet, die knirschend durchfahren werden können. Die frostigen Temperaturen veranlassen so manches Entenpaar und auch Graureiher beim Vorbeipaddeln nicht aufzufliegen, selbst der Eisvogel sucht recht spät einen neuen Ansitz. Das erspart ihm kostbare Energie. Ich fühle mich als Störer. Auf dem Verbindungsstück zur Neuen Ochtum (Konrad Kunicks Geschenk als Bausenator an die Paddler) gibt es frischen Gegenwind, aber kein Problem!

 

Die Paddelpfötchen nässen allmählich durch, die Fingerspitzen könnten wärmer sein. Auf der Neuen Ochtum geht es windgeschützt zügig voran. Die abschließende Wehrstufe ist fast nicht sichtbar und gut überspült, also (bitte nicht petzen!) überfahre ich locker die Absperrungen und gleite in die Alte Ochtum.

 

Hinter der Eisenbahnbrücke tauchen wieder großflächige Eispartien auf, die anfangs noch einfach zu teilen sind. Nach ca. 100m gestaltet es sich zunehmend schwieriger, die Dicke des Eises erfordert mehr und mehr kräftiges Paddeln, bald sitze ich fast fest. Ich muss die Paddelkanten deftig ins Eis schlagen, um das Boot als Eisbrecher voran zu bringen. Mühsam! Nach ca. 100m wieder eisfreie Partien, aber ich beschließe, das zugefrorene Reststück bis zur Schleuse über Land zu ziehen. Mit der Routine von 40 Paddeljahren versuche ich zur Weide hin mit Paddelstütze auszusteigen und, oh Schreck, das aufgesetzte Paddelblatt rutscht ab und ich liege bis zur Hüfte im schlecht temperierten Brackwasser.

 

Schiete, aufs Umkleiden verzichte ich, schleppe das Boot über Land bis zur Schleuse und erreichen nach 500m eisfreier Flächen den Bootssteg. Nach schnellem Aufladen des Bootes ziehe ich mich ebenso schnell um und freue mich auf der kurzen Heimfahrt auf meine warme Bude.

 

So habe ich meinem Alltag mal wieder ein Stück Abenteuer geschenkt! 

 

26.1.2021 Konrad