Allein im Faltboot auf der Weser, Bremen im März 2020
.. es begab sich zu der Zeit, wo sich keine mehr zum Paddeln versammeln durften…
Eine neue Plage hatte das Land befallen: Klopapiersammeln!
So zog denn der Eine in den Iden des Märzes alleine aus, das Wasser zu bereisen, das Weser genannt wurde. Der Wettergott, als Windfinder zugegen, hatte schönsten Sonnenschein mit leichter Bewölkung, 2 bis 3 Bft aus N angesagt mit kuscheligen 2 Grad (-3 in der Nacht).
Ordnungsgemäß sollte ein Faltboot genutzt werden, welches schon im Wohnzimmer am Abend zuvor aus Zeitgründen aufgebaut wurde. Da sinnvoller Weise die meisten Menschen zu Hause weilten, wurde das Boot auf den Bootswagen geschnallt und, wie kann es besser sein, hinter das Faltrad gehängt und durch die leeren Straßen zum Weserwehr geradelt.
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Die Fahrt durch die Innenstadt war gespenstisch, zu ruhig, wenig Autolärm, noch wenig Personen auf den Gehwegen; nur die Sielwallfähre drehte ihre Runden.
Die Wolken hängen leicht am Himmel, gefühlt die Sonnenstrahlen immer direkt über mir. Die Umgebung erstrahlt in schönsten Farben, meine Hände werden dafür rot (2 Grad halt). Von der Strömung des ablaufenden Wassers ist auch ab der Waterfront nichts mehr zu spüren, dafür der leichte Nordwind gegen an.
Aber: Die Optik entschädigt! Vor allem im Möwenschwarm, da gibts auch keine Stille mehr. Die große Ansammlung sitzt immer ca. 2,5 km vor Vegesack, dafür sind die vor dem stillgelegten Kelloggswerk nur noch wenige.
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Nach 2,45 Stunden gibts im Vegesacker Museumshafen eine Pause. Dort gruselt es einen erst richtig. In der einen Stunde meiner Anwesenheit (0,5 h bis zum Tidenkipp+0,5h, damit es schön läuft:-) habe ich elf Personen gezählt. Selbst der Bahnhof ist leer. Der Hafen selber noch geschlossen (Hinweis: Es gibt jetzt Tore zum Hafenbecken und zur Toilette, mit Pin zu öffnen (raus geht immer) die mir telefonisch vom Hafenmeister nicht genannt wurden; alternativ WC im Gebäude Kaufland)
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Die 22 km Rückweg gestalten sich flotter. Die Strömung trägt mich deutlicher (10km/h erreiche ich). Dies endet am Neustädter Hafen, dort wird die Tide durch das übers Weserwehr abgelassene Wasser ausgeglichen, ab Innenstadt gibt es eine zarte Gegenströmung.
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Großschifffahrt hats keine, dafür genügend Binnenschiffe. Unter Ententeichbedingungen gibt es keine Wellen. Sie sind von hinten kaum zu vernehmen, da das Geplätscher der Bugwelle ausbleibt. Das wiederum erspart Kaffee, man erwacht zügig :-)).
Bei Kelloggs wütet die Abrissbirne, sie nähern sich jetzt den Hauptgebäuden. Der gewohnte Blick vom Wasser wird sich deutlich ändern.
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Am Osterdeich haben sich jetzt auch Menschen eingefunden, lange nicht dem Wetter entsprechend, aber wenigstens etwas Normalität. Sogar drei einzelne Paddler kreuzen meinen Weg auf ihrer Feierabendrunde.
Nach 2,5 Stunden ist das Wehr wieder erreicht, leider immer noch glitschig. Hände und Gesicht haben Röte angenommen.
..Frühling lässt sein blaues Band…