Herbstlaubfahrten auf der Wümme 2013 und 2017 - immer wieder anders

Herbstlaubfahrt 2013

Schon seit vielen Jahren wird die Herbstlaubfahrt im Sportprogramm des DKV von den Faltbootwanderern Bremen als Tagestour angeboten. Mit „erste Kilometer für die neue Paddelsaison und Blätter sammeln“ wird die Fahrt im Vereinsprogramm angekündigt und fand traditionell am ersten Oktoberwochenende statt. Aufgrund anderer Kanusportveranstaltungen im Norden (Alster-Grachtenfahrt) und der Konkurrenz zum Nationalfeiertag, der gerne für ein verlängertes Wochenende genutzt wird, haben wir uns entschlossen, den Termin auf den dritten Oktobersonnabend zu schieben.

 

Eine anscheinend ganz gute Idee, denn 18 Kanuten aus Ostfriesland, Hamburg, Bremen und umzu nutzten das schöne Wetter und den sehr guten Wasserstand der Wümme für einen perfekten Kleinflusstag.

 

Mit dabei war erstmals ein Segmentkajak, ein PE-Boot, das aus drei Teilen besteht, die einfach zu einem Boot zusammengesteckt werden; Vorteil: Einfach zu lagern und zu transportieren und fährt sich offensichtlich sehr gut. Da das Kajak knallgelb ist, nennt es sein Besitzer „Sonne“.

 

Und die schien auch vom leicht bewölkten Himmel, angenehme Temperaturen, kaum Wind – optimale Bedingungen.

 

Die Wümme ist im befahrenen Abschnitt zwischen Rotenburg und Ottersberg recht windungsreich und teilweise auch etwas zugewachsen. In einem engen Bereich hatte sich durch Treibgut und Baumstämme eine Flusssperre gebildet. Mit ordentlichem Anlauf (auf die richtige Stelle) und – falls nötig - mit Hilfestellung der erfahrenen Paddler der Faltbootwanderer haben alle das Hindernis gemeistert. Es ist eben ein Kleinfluss.

 

Schon bald tauchte das Unterstedter Wehr auf, das entsprechend der Ansage vor Fahrtenbeginn von allen umtragen wurde. Mit flotter Strömung ging es weiter, am Ahauser Wehr waren alle Tore oben, so dass wir problemlos durchsausen konnten.

 

 

Nach ungefähr der Hälfte der Strecke am Hellweger Wehr (ebf. Umtragen) haben wir pausiert und für das Gruppenfoto mit Stativ und Selbstauslöser posiert (der letzte Schnappschuss der wasserdichten Kamera, danach war der Akku alle, Glück gehabt).

 

Das folgende Wehr Hellwege 2 wurde abgebaut. Die neue Sohlgleite funktioniert bei gutem Wasserstand problemlos. Bei der spritzigen Durchfahrt sollte allerdings die Spritzdecke geschlossen sein, sonst gibt es eine „nasse Büx“. Insgesamt sind Kleinflussboote hier klar im Vorteil, auch wenn man sich den Weg durchs dichte Gestrüpp bahnen muss. An einer Stelle hing dann tatsächlich so ein langes Modell fest, kam nicht rum, weg oder weiter, und der nächste Kollege knapp hintendran, zu spät zum Stoppen, versucht sich seitlich vorbeizumogeln, die Strömung drückt über das Deck und – plumps – da war`s passiert – der erste liegt im Bach. Schnell an Land, die Wümme ist nicht tief, Boot mit Kentersack rausgeholt, umgezogen, die anderen sichern den Einstieg am hohen Ufer und – plumps - sitzt er wieder im Boot und paddelt weiter. War was?

Die restliche Fahrt verlief dann ohne weitere besonderen Vorkommnisse, am Ende rechts ab in den Nordarm bis zur bekannten Aussetzstelle hinter der Brücke in Ottersberg. Nach dem Rückholen der Autos entern wir noch ein nahe gelegenes Lokal – die waren zwar ziemlich überrascht angesichts der unangekündigten Paddlermeute, aber schließlich bringen sie doch ein paar Heißgetränke und Süßkram auf die Tische. War schön, wir freuen uns schon auf nächstes Jahr, 3. Sonnabend im Oktober.

 

Herbstlaubfahrt 2017

Zwei Tage nach dem Sturm „Xavier“ sind die Wetteraussichten immer noch nicht besonders. Dichte Wolken, Regenwahrscheinlichkeit 85%, Windböen am Nachmittag. Trotzdem wollen zehn Leute mit auf die Herbstlaubfahrt. Der Mindestpegel für eine Befahrung der Wümme ab Rotenburg beträgt 45 cm – Bezugspegel ist Hellwege. Am Sonnabend Morgen haben wir 205 cm/NN, das ist mehr als ausreichend. Viel mehr. Sicherheitshalber packe ich daher außer Schwimmweste und Südwester auch eine kleine aber scharfe Astsäge ein.

Um 10.45 Uhr sind wir schon auf dem Bach. Gute Strömung. Schlechtes Wetter. Grau in grau. Das einzige Bunte sind die Boote und unsere Ausrüstung, von der Landschaft ist wenig zu sehen. Das Unterstedter Wehr ist die erste Umtragestelle, heute flutschen wir durch. Die Mehrzahl der Boote sind Kurzeiner zwischen 4 und 4,5 m, das Eskimo Wildwasserboot muss ganz schön schuften um mitzuhalten, wir nehmen es in die Mitte der Gruppe.

Am Ahauser Wehr stauen sich Äste und Baumstämme, die Lage ist unübersichtlich, wahrscheinlich könnte man sich ganz links an der Wehrmauer durchmogeln, aber das Umtragen gestaltet sich einfach und ist wesentlich sicherer. Außerdem könnte eine Tasse Tee nicht schaden. Anschließend möchte ich noch ein paar Fotos von den heldenhaften Teilnehmern und Teilnehmerinnen bei der Durchfahrt der anschließenden Schwallstecke für das Titelblatt unseres Winterprogramms machen. Ich bin im Kehrwasser, die Schlaufe der Kamera ist am Gurt der Weste befestigt, aber das Bänzel ist zu kurz, um die Kamera in die richtige Position zu bringen. Also den Gurt der Weste gelöst, die Kamera vorsichtig aufs Deck gelegt, den Gurt wieder geschlossen, da gerate ich aus dem Kehrwasser, automatische Reaktion, kurzes Ankanten und flutsch rutscht die schöne kompakte wasserdichte Pentax vom Oberdeck auf den Grund des Flusses. Trotz Blitzreaktion nicht mehr zu greifen, zu blöd! Kein Auftriebskörper dran, keine lange Leine. Zu blöd! Unnötiges Lehrgeld, nun können die Fische damit fotografieren. Die nächsten Fotos gaanz vorsichtig mit dem Smartphone, aber nur aus gaaanz sicherer Position.

In Hellwege ist eigentlich Pause, aber beim Wehr können wir einfach durch fahren und der Regen ist heftig, keiner will an Land. Das Wehr Hellwege 2 ist schon länger weg, dafür gibt’s einen schönen Schwall. Schon hören wir die A 1, der Verkehr rollt immer. Allmählich wird mir etwas plümerant. Die Bahnbrücke über den Nordarm kurz vor Ottersberg ist das niedrigste Brückenbauwerk auf unserer Strecke und der Pegel steigt. Der Flusslauf wird wieder enger, die Strömung stärker, der Bewuchs dichter. Der Fluss mäandert, von der Bahnstrecke ist nichts zu sehen. Eine letzte Kurve, da taucht die Brücke auf. Das passt gerade noch. Alle kommen durch, auch ohne Auflegen. Ich bin erleichtert. Alles scheint zu klappen, wir liegen super in der Zeit. Nur noch wenige km bis zur Aussetzstelle. Da schießt das gelbe Kajak unter das Buschwerk, treibt quer und haut um. Einer sichert auf dem Wasser, zwei eilen von Land aus zur Hilfe. Der Kenterbeutel hat nicht dichtgehalten. Noch 3 Minuten bis zum Ziel, das muss klitschnass gehen. Spritzdecke zu, die Helfer zu Land schieben den Kahn zurück in die Strömung, trockene Klamotten gibt es am Ziel.

Und hinterher ein heißer Kakao, traditionell im Eiscafé, aber diesmal nicht auf der Terrasse, sondern lieber drinnen und noch einen warmen Apfelstrudel, bitte. Einen Tag später, Sonntag, scheint die Sonne, klar, vom morgens bis abends. Aber Bolle hat sich auch so amüsiert ...

© Stephan Brozek